Nun kann er schauen, was er geglaubt hat.
Mit tiefem Bedauern nehmen wir Abschied von einem außergewöhnlichen Künstler und inspirierenden Menschen.
Walter Hertzsch ist am 08.01.2025 im hohen Alter von 92 Jahren von uns gegangen. Unsere Gedanken sind bei seiner Familie und bei seinen Freunden.
Möge er in Frieden ruhen.
Nachruf auf Walter Hertzsch
Ein Leben für die Kunst
~ von Vincent Welz ~
Am vergangenen Mittwoch verlor die Leipziger Kunstwelt einen ihrer unermüdlichsten Schöpfer und Hüter zugleich. Im Alter von 92 Jahren verstarb am 8. Januar 2025 der Maler und Kunsthistoriker Walter Hertzsch, dessen langes und erfülltes Leben in Gänze der Kunst und ihrer Geschichte verschrieben war.
Geboren 1932 in Eisenach als Sohn einer Pfarrersfamilie, begann Hertzschs künstlerischer Werdegang zunächst in der Musik. Früh trat jedoch sein zeichnerisches Talent in den Vordergrund, das durch Familie und Künstler wie Hanns Bock und Emma Hübner, nicht zuletzt aber vor allem durch den eigenen Antrieb sowie unaufhörliches Zeichnen gefördert wurde. Nach dem Abitur studierte Hertzsch vorerst klassische Archäologie und Kunstgeschichte, doch zog ihn der innere Schaffensdrang an die Berliner Kunsthochschule Weißensee, an der er unter Arno Mohr und Kurt Robbel seine Fähigkeiten schärfte.
Der sich ausbreitende Dogmatismus und die zunehmende Einschränkung künstlerischer Freiheit in Weißensee führten dazu, dass er sein Studium 1954 aufgab und sich zum Positivretuscheur in Erfurt ausbilden ließ. Nach Beendigung der Lehre schloss er 1958 sein kunsthistorisches Studium in Rostock ab und zog daraufhin nach Leipzig, wo er 1961 seine Ursula ehelichte, die ihn zeitlebens maßgeblich und aktiv in seinem künstlerischen Schaffen unterstütze. Im selben Jahr begann Hertzsch im Seemann-Verlag mit dem Lektorat zahlreicher Mappenwerke und Künstlermonographien, u.a. über Emmanuel de Witte, Giorgio Morandi, Alexander Olbricht und viele weitere. 1977 promovierte Walter Hertzsch zudem über den Maler des spätgotischen Ehrenfriedersdorfer Altars. So konnte er bis zu seiner Pensionierung 1992 nicht nur seiner Leidenschaft für die bildende Kunst im Theoretischen nachgehen, sondern beeinflusste damit über Jahrzehnten hinweg auch die Kunstrezeption und das Kunstverständnis seiner Zeit.
Nichtsdestotrotz diente ihm jener Beruf stets nur als Broterwerb, da er einzig die Fortführung des künstlerischen Schaffens forcierte. Dies jedoch abseits öffentlicher Wahrnehmung im Schutze des heimischen Ateliers oder auf dem Beifahrersitz seines Kollegen und engen Freundes Stefan Voerkels. So entstand über Jahrzehnte hinweg ein umfangreiches Oeuvre an Gemälden, Zeichnungen und Graphiken, in denen er sich mit unerschöpflicher Leidenschaft und Eifer dem Entdecken der subtilen Schönheit des Alltäglichen widmete. Sein Blick für die Wechselwirkung von Licht und Schatten, für das Unsichtbare im Sichtbaren, der Manifestation malerischer Illumination – stets auf der Suche nach der Komposition, die „die Engel singen“ ließ – erhob ihn zum Meister des Lichts. Jedes Bild atmet die Stille des Augenblicks und zugleich die Kraft der natürlichen Energie, die Hertzsch in Farbe und Form bannte.
Noch wenige Tage vor seinem Ableben konzentrierte er die ihm übrigen Kräfte gänzlich auf die Fertigstellung einiger Werke für die ihm so wichtige bevorstehende Ausstellung im Gohliser Schlösschen, welche nun als Gedenkausstellung umgesetzt werden wird.
Die Eröffnung der Schau „Ein Leben für die Kunst“ findet in der Westarkade des Gohliser Schlösschens am 15.2., um 19 Uhr statt.
Wir laden Sie hiermit auch im Namen seiner Familie herzlich zur Eröffnung und dem gemeinsamen Gedenken ein.