Alte Musik unerhört jung | Ein Hauch Versailles
Alte Musik unerhört jung | Ein Hauch Versailles
Dieses Konzert der Reihe „Alte Musik – unerhört jung“ ist eine Referenz an Komponistinnen und Komponisten des Spätbarock.
Bildende Kunst, Musik, Literatur und Ballett verschmolzen in der Opernszene des königlichen Hofes zu Versailles unter Ludwig XIV. zu einer im wahrsten Sinne des Wortes harmonischen Einheit.
Was läge also näher, als einen Hauch Versailles im Gohliser Schlösschen aufleben zu lassen?
Das Rosentaler Ensemble interpretiert daher Werke der französischen Barockmusik, die am Hofe des Sonnenkönigs erklangen – Stücke, die in Deutschland leider viel zu selten zur Aufführung gelangen.
Programm
Jean-Marie Leclair (1697–1764)
Sonata VIII á Trois avec un Violon, une Viole et Clavesin
Deuxième Livre (1728)
François Couperin (1668-1733)
Premiere Suite, Pièces de Violes avec la besse chiffrée
Paris (1728)
Jean-Baptiste Senaillè (1687/88–1730)
Sonata VI in g-Moll pour violin seul avec la basse continue
Première Livre (1710)
François Couperin (1668-1733)
Pièces de clavecin, Le Gazouillement, La Bersan, et Les Baricades Mistèrieuses
Second Livre (1717)
Marin Marais (1656-1728)
Sonnerie de Saint Geneviève du Mont pour violon, viole et le clavesin
Paris (1723)
Besetzung
Rosentaler Ensemble
Helga Schmidtmayer – Barockvioline und Programmkonzeption
Georg Zeike – Viola da gamba
Christopher Berensen – Cembalo
Biografien
„Die Vergangenheit ist ein fremdes Land; dort machen sie alles anders.“ – Überreiche Ideenfülle und gewagte Experimente treffen im musikalischen Barock auf strikte Formtreue und allgegenwärtige Frömmigkeit. Diesen brisanten Gegensätzen widmet sich das Rosentaler Ensemble unter der Leitung des australischen Cembalisten Chris Berensen seit 2013.
Die Erkundung des „fremden Landes“ der alten Musik unternehmen die Musikerinnen und Musiker des Ensembles auf Instrumenten, die die hunderten Jahre alten Originalen detailgetreu nachempfunden sind. Und wie es auf einer weiten Reise zu einer authentischen und reizvollen Erfahrung gehört, wird hierdurch auch die Interpretation von Barockmusik (und Klassik) zu einem wahrhaft vitalen Vergnügen. Nach dem Motto „andere Länder, andere Sitten“ bedingt die alte Musik mehr experimentelle Freiheit als die aktuellen Standards der klassischen Musiklandschaft.
Die variable Besetzungsgröße von zwei Musizierenden bei Liederabenden bis hin zu einem vollen Orchester bei Musiktheateraufführungen macht es dem Ensemble möglich, sich durch die vielfältige Landschaft des Repertoires des 17. und 18. Jahrhunderts zu navigieren. Auf diesen Wegen entstehen Konzertmomente, die die strengen Kontraste jener Zeiten zu einem auserlesenen Kunsterlebnis für heutige Hörerinnen und Hörer verbinden.
Das Rosentaler Barock Ensemble wurde im Sommer 2013 im Zuge mehrerer Aufführungen der Oper Acis and Galatea von Georg Friedrich Händel gegründet. Dieses erfolgreiche Ereignis ermöglichte zunächst die Etablierung des Ensembles im Gohliser Schlösschen, einem prächtigen Rokokobau im „Rosental“, einer Parklandschaft im Herzen Leipzigs.
Schon im Kindesalter wurde Helga Schmidtmayer an die Geige herangeführt, die seitdem ihr ganzes Leben begleitet.
Die Stationen ihrer Ausbildung führten von der Musikschule ihres ungarischen Geburtsortes Tatabánya über das Konservatorium „Bartók Béla“ in Budapest an die Universität Szeged, wo sie im Jahr 2008 bei Prof. Ferenc Szecsődi ihr künstlerisches Studium in Fach Violine und begleitend in Musikpädagogik abschloss. Nach einem längeren Aufenthalt in Indonesien und dank zweier Stipendien (Eötvös, DAAD) konnte sie ihrer Faszination für die Alte Musik folgen und im Jahr 2012 den Master für Barockvioline bei Prof. Susanne Scholz in Leipzig an der Hochschule für Musik „Felix Mendelssohn Bartholdy“ erwerben. Ergänzend zu ihrem Studium nahm sie regelmäßig an Meisterkursen bei bedeutenden Persönlichkeiten wie O. Edouard, S. und B. Kuijken, E. Gatti, und C. Mackintosh teil.
Ihre besondere Leidenschaft gilt sowohl dem Entdecken selten aufgeführter oder weitgehend unbekannter barocker Werke als auch deren stilistisch differenzierter Interpretation, weswegen sie gerne, in Anlehnung an historische Quellen und die historische Aufführungspraxis, mit verschiedenen Spieltechniken und Spielhaltungen experimentiert.
Sie konzertiert national und international mit zahlreichen Ensembles wie Märkisch Barock, Gellert Ensemble, Merseburger Hofmusik, Sächsisches Barockorchester, Capella Fidicinia, Capella Trinitatis, Capella Santa Croce, Leipziger Concert, Stella Maris, Capella Jenensis, Le Jardin des Arts, Thüringenbarock und Göttinger Barockorchester.
Ideen und Inspiration erhält sie aber nicht nur beim Austausch mit ihren ausgebildeten Musikerkollegen über ihre professionellen Projekte, sondern auch beim Unterrichten ihrer jüngeren und älteren Schüler an zwei Leipziger Musikschulen, dem Forum Thomanum und der Neuen Musik, wo sie als Geigenlehrerin und Ensembleleiterin tätig ist.
Georg Zeike wuchs in einer Kirchenmusikerfamilie auf. Mit elf Jahren begann er, das Spiel auf dem Violoncello zu erlernen und studierte dieses Instrument sowie Viola da gamba und Barockcello an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn-Bartholdy“ Leipzig, u.a. bei Prof. Siegfried Pank.
Als freier Gambist und Cellist spielt er leidenschaftlich gern Basso-continuo-Partien ebenso wie Solo-Arien in Oratorien und Kantaten sowie barocke Kammermusik auf Originalinstrumenten. Georg Zeike unterrichtet Erwachsene und Kinder im Cello-, Barockcello- und Gambenspiel und führte von 2010-2018 gemeinsam mit der Sopranistin Christiane Wiese das Musiktheater „Das musikalische Fabularium“. Damit reiste er in Deutschland herum und war mit zwei Auftragswerken bereits mehrfach beim Bachfest Leipzig verpflichtet.
Im Ensemble „Himmelpfortgrund“ widmet sich Georg Zeike dem klassischen und romantischen Kammermusikrepertoire von Beethoven, Schubert, Mendelssohn u.a. auf historischen Instrumenten. Dabei entstanden Rundfunkproduktionen und CDs mit dem Oktett von Franz Schubert und dem Septett von Conradin Kreutzer.
2024 führte er Schuberts Arpeggione-Sonate mit einem Nachbau eines Arpeggione (auch Gitarren-Violoncello) im Leipziger Museum für Musikinstrumente der Universität Leipzig auf.
Für die „Capella Fidicinia“ Leipzig konzipiert und spielt Georg Zeike Konzerte vor allem mit Gambenconsort.
Als Solocellist des „Leipziger Kammerorchesters“ unter Morten Schuldt-Jensen spielt er regelmäßig in Kopenhagen und war wiederholt Gast als Sologambist und Continuocellist bei den Produktionen der Bachschen Passionen mit dem Aarhus Symfonieorkester.
Im Sommer 2022 erschien die CD“Ruhe vor dem Sturm und Drang“ mit den Gambensonaten des Magdeburger Komponisten Johann Friedrich Ruhe (1699-1776) Diese nahm Georg Zeike gemeinsam mit der Cembalistin und Fortepiano-Spielerin Bernadett Mészáros für das Label Genuin auf.
Christopher Berensen wurde in Sydney, Australien, geboren. Mit 15 Jahren gewann er den Musica Viva Australia Wettbewerb für Barock-Komposition. In diesem Zusammenhang wurde sein eigenes Concerto Grosso vom britischen Ensemble Florilegium aufgenommen. Seitdem arbeitet er freischaffend mit dem Repertoire des frühmodernen Zeitalters und spielt auf historischen Tasteninstrumenten.
Mithilfe eines Stipendiums absolvierte er Studiengänge an der University of Sydney und anschließend an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn-Bartholdy“ in Leipzig. Bereits während seiner Studienjahre wurde er als Solist, Begleiter, Kammermusikpartner und Orchestermusiker engagiert.
Obwohl er prinzipiell Wettbewerbe meidet, gewann er 2014 mit dem Ensemble Tempora Felicia den 2. Preis sowie den Publikumspreis beim Biagio Marini Kammermusik Wettbewerb. Zusammen mit seinem Kollegen Leopold Nicolaus gewann er 2015 den WDR Sonderspreis beim H.I.F. Biber Wettbewerb, wo er darüber hinaus als bester Basso-Continuo-Spieler des Wettbewerbs ausgezeichnet wurde.
Im Laufe der Jahre trat er mit renommierten Ensembles wie den Tallis Scholars, der Gaechinger Cantorey, dem Australian Chamber Orchestra, dem Sydney Symphony Orchestra, dem Leipziger Barockorchester, den Bamberger Symphonikern, dem Sächsischen Barockorchester, dem Neuen Bachischen Collegium Musicum, der Merseburger Hofmusik, Weimar Baroque, dem Mendelssohn Kammerorchester Leipzig und dem Ensemble für Barocktanz sowie dem Ensemble „Les Matelots“ auf und war auf zahlreichen Aufnahmen zu hören.
2012 gründete er das Rosentaler Barock Ensemble und leitete 2014 das Ensemble in die zeitgenössische Erstaufführung einer unbekannten englischen Oper, The Honour of Arbaces von Lady Mary Stuart, Countess of Bute.
Berensen ist Schulmusiker an der Rudolf-Steiner-Schule Coburg und Cembalolehrer an der Musikschule der Stadt Bamberg.
Karten
Eintritt: 20 € | ermäßigt 15 € | Kartenreservierung über das u.a. Formular, telefonisch unter 0341 58615846 oder per Mail: event@gohliserschloesschen.de
Partner und Sponsoren
Die Reihe wird gefördert durch das Kulturamt der Stadt Leipzig