Hier ist mein Himmel schon auf Erden | Capella Fidicinia Leipzig
Bei den Bachs zu Hause
Ein Nachmittag mit geistlicher und weltlicher Musik von Johann Sebastian Bach und Georg Philipp Telemann
Es ist nicht abwegig, sich in dieser Art einen Leipziger Hausmusik-Nachmittag bei der Familie Bach in den 1730er oder 40er Jahren vorzustellen. Immerhin waren nicht nur die später bekannten Söhne musikalisch vielfältig aktiv, auch die Töchter und Bachs zweite Frau Anna Magdalena galten als begabte Sängerinnen. Da wurden mit Sicherheit Generalbasslieder gesungen – nicht nur aus der Feder des Thomaskantors selbst, sondern vielleicht auch vom befreundeten Georg Philipp Telemann, durch dessen Patenschaft beim zweitältesten Bach-Sohn Carl Philipp Emanuel immer wieder enger Kontakt gepflegt wurde. Aber auch reine Instrumentalmusik (J. S. Bach war ein hervorragender Geiger) und Arien oder Duette aus Kantaten werden erklungen sein, vielleicht eben auch aus der sogenannten „Jagdkantate“, bei deren Erstaufführung im Jahr 1713 in Weißenfels Bach vermutlich zum ersten mal der Tochter des dortigen Hoftrompeters Johann Caspar Wilcke begegnete, jener Frau, die er acht Jahre später heiratete – Anna Magdalena.
Programm
Johann Sebastian Bach (1685 – 1750)
Ehre sei Gott in der Höhe
Duetto aus der Kantate „Unser Mund sei voll Lachens“ (BWV 110, EA 25. 12.1725) für Sopran, Tenor und Basso continuo
aus Sonata Nr. 1 g-moll (BWV 1001) für Violine solo
– Adagio
Sei getreu, alle Pein wird doch nur ein Kleines sein
Aria aus der Kantate „Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen“ (BWV 12, EA 22. 4. 1714) für Tenor, Trompete (Violine) und Basso continuo
drei Lieder aus dem Notenbüchlein für Anna Magdalena Bach (1725)
Schaffs mit mir, Gott, nach deinem Willen
Wie wohl ist mir, o Freund der Seelen
Dir, dir, Jehova, will ich singen
Georg Philipp Telemann (1681 – 1767)
vier Lieder aus den „Singe-, Spiel- und General-Bass-Übungen“ (1733/34)
Seltenes Glück
Die Frau
Falschheit
Toback
Johann Sebastian Bach
Entzücket uns beide, ihr Strahlen der Freude
aus der Glückwunsch-Musik
„Was mir behagt, ist nur die muntre Jagd“ („Jagdkantate“, BWV 208, EA 23. 2. 1713) für Sopran („Diana“), Tenor („Endymion“), Violine und Basso continuo
Wer nur den lieben Gott läßt walten
Strophe 1 des Liedes von Georg Neumark im Satz von J. S. Bach
(Schluss-Satz der gleichnamigen Kantate BWV 93)
Choralvorspiel aus dem „Clavier-Büchlein vor Wilhelm Friedemann Bach“, BWV 691 (1720)
Sing, bet und geh auf Gottes Wegen
Strophe 7 des Liedes „Wer nur den lieben Gott lässt walten“ im Satz von Johann Sebastian Bach
(Schlußsatz aus der Kantate „Siehe, ich will viel Fischer aussenden“, BWV 88)
alle Anwesenden sind herzlich zum Mitsingen eingeladen!
Sing, bet und geh auf Gottes Wegen,
Verricht das deine nur getreu.
Und trau des Himmels reichem Segen,
So wird er bei dir werden neu.
Denn welcher seine Zuversicht
Auf Gott setzt, den verlässt er nicht!
aus Suite Nr. 3 C-Dur für Violoncello solo (BWV 1009)
– Prelude (Presto)
Öffne dich, mein ganzes Herze
aus der Kantate „Nun komm, der Heiden Heiland“ (BWV 61, EA 2. 12. 1714) für Sopran und Basso continuo
drei Lieder aus George Christian Schemellis “Musicalischem Gesang-Buch” (Leipzig 1736)
Jesu, meines Glaubens Zier (Nr.8)
Gott, wie groß ist deine Güte (Nr.30)
Der Tag ist hin, die Sonne gehet nieder (Nr.3)
Ich lebe, mein Herze, zu deinem Ergötzen
Duetto aus der gleichnamigen Kantate (BWV 145) für Sopran, Tenor, Violine und Basso continuo (EA: 19. April 1729)
Besetzung
Mitglieder der „Capella Fidicinia“ Leipzig
Clara Steuerwald Sievers – Sopran
Helga Schmidtmayer – Barockvioline
Kathleen Lang – Barockcello
Mechthild Winter – Cembalo
Programmkonzeption und Tenor: Martin Krumbiegel
Biografien
Die CAPELLA FIDICINIA LEIPZIG ist ein Spezialensemble für die Aufführung älterer Musik, besonders der Musik des Mittelalters und der Renaissance sowie des 16. bis 18. Jahrhunderts, das seit 1957 besteht und damit als Vorreiter für die historische Aufführungspraxis in der damaligen DDR anzusehen ist.
Gegründet vom Musikwissenschaftler Hans Grüß (1929-2001) am Musikinstrumentenmuseum der Universität Leipzig wird es seit dessen Tod von seinem Schüler Martin Krumbiegel geleitet. Grundsatz der künstlerischen Arbeit des Ensembles ist, dass sämtliche Charakteristika originaler Aufführungspraxis soweit als irgend möglich beachtet werden. Das historisch werkgerechte Instrumentarium besteht teils aus Originalinstrumenten, teils aus nach historischem Vorbild gefertigten Instrumenten, um den ursprünglichen Intentionen des jeweiligen Komponisten so genau wie möglich zu entsprechen.
Die CAPELLA FIDICINIA LEIPZIG trat ständig in den Kammerkonzerten des Musikinstrumentenmuseums der Leipziger Universität auf. Diese Tradition wurde 2012 nach längerer Unterbrechung wieder aufgenommen. Außerdem war das Ensemble in Konzerten der Dresdner Musikfestspiele, im Gewandhaus zu Leipzig, bei den Internationalen Festspielen für Alte Musik in Bratislava (Preßburg) und Brno (Brünn) zu hören. Konzertreisen führten die Künstler durch Polen, Österreich und Italien. Neben den schon zur Tradition gewordenen „Festtagen der Musik des Mittelalters und der Renaissance“, die in der Leipziger Thomaskirche und in der Basilika zu Wechselburg stattfinden, tritt die CAPELLA FIDICINIA LEIPZIG u. a. erfolgreich mit Werken von Heinrich Schütz (Passionen, Weihnachtshistorie, Auferstehungshistorie), mit einem Programm verschiedener Vertonungen des Hohen Liedes, einem Programm „Musik der Luther-Zeit“ und einem Programm „Weihnachten im alten Leipzig“ in ihrer Heimatstadt und in verschiedenen deutschen Städten auf.
Bis zum Jahr 2012 arbeitete das Ensemble immer wieder zusammen mit dem Leipziger Oratorienchor: So kam es wiederholt zu Kantatenkonzerten bei Leipziger Bachfesten, Aufführungen der Marienvesper von Monteverdi und dem Weihnachtsoratorium sowie den beiden großen Passionen von J. S. Bach. Seit 2012 besteht eine gute Partnerschaft mit dem Kammerchor Vox humana Leipzig, von der neben Aufführungen bekannter Werke (J. S. Bach: Kantaten, Weihnachtsoratorium, Passionen; Mozart-Requiem; Schubert-Messen) auch Konzerte mit Werken von Jan Dismas Zelenka (Requiem) und Carl Philipp Emmanuel Bach (Die Israeliten in der Wüste) Zeugnis ablegen.
Künstlerischer Leiter Prof. Dr. Martin Krumbiegel
Martin Krumbiegel war Mitglied des Leipziger Thomanerchores. Ein Musikwissenschafts-Studium an der Universität Leipzig schloss er 1994 mit der Promotion über Melchior Francks geistliche Konzerte ab und ist seitdem wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ in Leipzig. 2010 wurde er zum Professor ernannt. Im gleichen Jahr rief er an der Leipziger Hochschule die monatlich einmal stattfindende Konzertreihe „Bach in der Box“ ins Leben, die sich seitdem regen Zuspruches erfreut.
Krumbiegel ist zudem als Lied-, Konzert- und Oratoriensänger sowie als Dirigent tätig. Unter seiner Leitung wurde 1993 der Leipziger Oratorienchor gegründet, mit dem in knapp 20 Jahren zahlreiche oratorische, chorsinfonische und a-cappella-Werke des 17. bis 21. Jahrhunderts aufführte. Seit 2003 leitet er die „Capella fidicinia“ Leipzig, ein Spezialensemble für Musik des Mittelalters und der Renaissance. Neben anderen Projektensembles ist er seit 2002 Dirigent des „Herrenwieser Vokalensembles“. Von 2012 leitete er zwölf Jahre lang den Kammerchor „Vox Humana“. Seit 2024 ist er künstlerischer Leiter des von ihm gegründeten überregionalen Vokalensembles „nota bene leipzig“. Mehrfach wurde er von der Schütz-Akademie und anderen Institutionen bzw. Veranstaltern als Dozent zur Aufführungspraxis der Musik des 16.-18. Jahrhunderts sowie zu Chorleitungs-Workshops eingeladen und war Jury-Mitglied bei Chorwettbewerben, Martin Krumbiegel ist auch als Komponist tätig.
Karten
Eintritt: 20 € | ermäßigt 15 € | Kartenreservierung über das u.a. Formular, telefonisch unter 0341 58615846 oder per Mail: event@gohliserschloesschen.de