Gerald Müller-Simon | IN MEMORIAM | Malerei und Zeichnung | 19. Januar bis 16. Februar 2024
Gerald Müller-Simon | In Memoriam
Eine Ausstellung in Kooperation mit der Galerie Koenitz
Unvergessen ist Gerald Müller-Simon als spätimpressionistischer Stadtlandschaftsmaler und Chronist seiner Heimatstadt Leipzig. Unvergessen wird er auch all jenen bleiben, deren Wände seine Werke zieren, deren Augen immer und immer wieder über die schrundigen Oberflächen seiner pastosen Malereien gleiten und die sich erfreuen am Wechselspiel der Farben im changierenden Tageslicht. Vor allem aber bleibt er jenen in Erinnerung, die diese bescheidene, stets freundliche und zurückhaltende Künstlerpersönlichkeit haben kennenlernen dürfen.
Über sechs Jahrzehnte hinweg schuf Gerald Müller-Simon unzählige Impressionen seiner Heimat, seines geliebten und intensiv studierten Leipzigs, dessen historische Bauwerke und Straßenzüge ihn bis zuletzt inspirierten. In dieser Stadt hat sich der Maler gefunden, seinen Malstil entwickelt und unbeirrt, in sich ruhend, weiterentwickelt. Seine Farbpalette korrespondierte stets mit der Umgebung, die sie fassen sollte. So braun und grau die Stadt einst war, so waren es auch die Gemälde Müller-Simons vor allem in den 1980er Jahren, als er den kaum abwendbaren Zustand des Verfalls seiner Heimat miterleben musste. Die Häuser begannen zu wackeln, kippten mitunter, so wie die Universitätskirche zuerst 1968 durch Sprengstoff und dann 1986 in Öl durch die Hand des Malers. Aber nicht nur die Häuser wurden instabil, auch deren Bewohner und der gesamte DDR-Staat. Nachdem der Kipppunkt überschritten war und neue, anfänglich auch hoffnungsvollere Zeiten nach der Wiedervereinigung anbrachen, hellte sich auch zunehmend Müller-Simons Farbpalette auf. In den 1990er Jahren wurde aus Grau mehr und mehr Blau, und als die ruinösen Bauten zunehmend wie Phoenix aus der Asche wiederauferstanden, zogen immer mehr Farben in Müller-Simons Werke ein. In seiner letzten Schaffensphase bis zur endgültigen Niederlegung seines Malbesteckes am 19. Januar 2023 schuf er farbgewaltige Impressionen, die im wahrsten Sinne des Wortes in voller Blüte standen: Saftig leuchtende Vegetation nahm sich immer mehr Raum in der wiederauferstandenen Stadtkulisse, paradiesische Zustände waren in das einst rottende Leipzig eingekehrt und manifestierten sich in den Gemälden.
Nicht unerwähnt sollen auch andere Teile seines Oeuvres bleiben. Bis in die frühen 1980er Jahre war es vor allem die Keramik, die die Künstlerfamilie nährte und von Gerald Müller-Simon mit viel Phantasie und Tatendrang geschaffen wurde. Zudem entstanden auf seinen Stadtspaziergängen immer auch Zeichnungen in Blei – die Ausführung dieser Szenen in Öl wiederum erfolgte in täglicher Atelierarbeit. In der Natur, auf Reisen oder im heimischen Garten, war es wiederum die alte Technik der Sepiazeichnung, die Müller-Simon mit Passion betrieb und mit der er die diffizile Stimmung und das Licht der Provence oder Italiens zu greifen verstand.
Ein Jahr nach Gerald Müller-Simons Tod möchten die Galerie Koenitz in Zusammenarbeit mit dem Gohliser Schlösschen diesem bedeutenden Maler Leipzig in seinem Stadtteil nochmals die Ehre erweisen und zeigt vom 19. Januar bis 9. Februar 2024 eine retrospektive Schau seiner Werke.
Biografie
1931 geboren in Leipzig
1947–1950 Lehre als Keramik-Lithograph
1950–1955 Studium an der Hochschule für
Grafik und Buchkunst Leipzig
seitdem freischaffend in Leipzig tätig
1991 Mitglied des Bundes Bildender
Künstler Leipzig
2023 verstorben am 19.01. in Leipzig
Ausstellungen (Auswahl)
1963 Museum der bildenden Künste, Leipzig
1987 Galerie am Thomaskirchhof
1991 Kunstverein Darmstadt
1993 Galerie Blüthner, Leipzig
1995 Galerie Groß, Halle/Saale mit Käte Müller Kunsthalle Hameln
1996 Galerie Königstraße, Dresden Regierungspräsidium Leipzig
1998 Kunstverein Panitzsch
1999 Galerie Gross, Halle/Saale Städtische Galerie Grimma
2001 Kunsthalle der Sparkasse, Leipzig Kustodie der Universität Leipzig
2002 Galerie Casarta, Aschaffenburg Galerie Rainer Jacob, Halle/Saale
2003 Galerie Samtleben, Potsdam
2004 Künstlerhaus Hohenossig
2005 Kunstverein „Kunst und Kultur“, Hohenaschau Galerie Casarte, Aschaffenburg
2006 Galerie Koenitz, Leipzig
2006 Kunstverein Panitzsch
2008 Kunsthalle Hameln
2009 Galerie am Sachsenplatz Leipzig
2010 Galerie Drum Schleswig
2011 Stadtgeschichtliches Museum Leipzig
2017 Galerie Koenitz | Malerei
2019 Galerie Koenitz | Lichte Stadt
2021 Galerie Koenitz | Bilder meiner Stadt
Werkstandorte
Akademie der Künste, Berlin| Museum der bildenden Künste, Leipzig
Kustodie der Universität Leipzig | Museum Junge Kunst, Frankfurt/Oder
Kunstsammlung Görlitz | Staatliche Galerie Moritzburg, Halle/Saale
Kulturhistorisches Museum Magdeburg | Kunstsammlung zu Weimar
Öffnungszeiten
Mittwoch – Sonntag
11:00 – 18:00 Uhr
Eintritt frei
Gruppenanmeldungen über das u.a. Formular, telefonisch unter 0341 58615846 oder per Mail: event@gohliserschloesschen.de
Partner
Die Planung und Durchführung der Ausstellung
erfolgt in enger Zusammenarbeit zwischen der Gohliser Schlösschen | Musenhof am Rosental gGmbH und der Galerie Koenitz Leipzig.