271. Bürgerkonzert | Leidenschaft & Schicksal
Trio Lirico
Kulturelle Vielfalt und Einheit durch die universelle Sprache der Musik
Die deutsche Geigerin Franziska Pietsch, der türkische Bratschist Atilla Aldemir und die israelische Cellistin Hila Karni bilden heute das internationale Streichtrio mit Sitz in Deutschland. Alle drei Musiker, aus unterschiedlichen Kulturkreisen kommend, sind jeder für sich auf einem vielseitigen und bewegenden künstlerischen Weg im Konzertleben unterwegs.
Drei charaktervolle Persönlichkeiten teilen ihre Leidenschaft für Kammermusik, pflegen ihre Individualität, ohne die Ensemblehomogenität zu vernachlässigen. Dadurch entsteht eine einzigartige Mischung aus Temperament, bezwingender Spielfreude und sprühender solistischer Präsenz.
Gegründet wurde das Trio Lirico 2014 in der Formation: Franziska Pietsch, Violine, Sophia Reuter, Viola und Johannes Krebs, Cello. Es konnte sich schon bald erfolgreich im Konzertleben etablieren. Anlässlich des 100. Todestages von Max Reger nahm das Trio 2017 sein Debütalbum beim Label audite auf. Auch eine weitere Veröffentlichungen mit Werken von Weinberg, Schnittke und Penderecki erhielt begeisterte Kritiken der internationalen Fachpresse und wurde für den „ICMA“ sowie den Preis der deutschen Schallplattenkritik 2020 nominiert.
Spätestens seit seinem Debüt in der Laeiszhalle Hamburg werden dem Trio zahlreiche Uraufführungen gewidmet. (Georg Christoph Biller, Thorsten Encke, Wolfgang Schultz…)
Das Trio spielt ein breites Repertoire, von klassischen bis hin zu zeitgenössischen Werken. Die Integration von Streichduos in die Trioprogramme verleiht den Konzerten zusätzlichen Charme.
Programm
Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791)
Divertimento Es-Dur für Violine, Viola, Violoncello KV 563
1. Allegro
2. Adagio
3. Menuetto. Allegretto – Trio
4. Andante
5. Menuetto. Allegretto – Trio I / II
6. Allegro
~ ~ ~ Pause ~ ~ ~
Jean Françaix (1912–1997)
Streichtrio C-Dur für Violine, Viola, Violoncello
1. Allegretto vivo
2. Scherzo
3. Andante
4. Rondo
Paul Ben-Haim (1897–1984)
Streichtrio (1927)
Allegro appassionato
Besetzung
Franziska Pietsch, Violine
Atilla Aldemir, Viola
Hila Karni, Violoncello
Biografie
Zunächst sieht in Franziska Pietschs Leben alles nach einer klassischen Bilderbuchkarriere aus: geboren in eine Ost-Berliner Musiker-Familie – beide Eltern sind Geiger – sorgt Franziska Pietsch als Wunderkind für Furore. Unter der Ägide von Prof. Werner Scholz an der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin gewinnt sie erste Preise (u.a. Bach-Wettbewerb Leipzig) und debütiert mit elf Jahren in der Komischen Oper Berlin. Es folgen Jahre „im Virtuosen-Zirkus“ wie die Geigerin diese Zeit rückblickend charakterisiert. Sie spielt mit den großen Orchestern der DDR Violinkonzerte von Bruch, Lalo, Sibelius oder Paganini. Mit 12 Jahren spielt sie erste Aufnahmen für den Rundfunk der DDR ein. 1984 endet diese Bilderbuchkarriere abrupt, als der Vater nach einer Tournee im Westen bleibt. Zwei Jahre dauert es, bis die Familie nachziehen kann.
Nach der Ausreise in die Bundesrepublik 1986 geht Franziska Pietsch ihren Weg konsequent weiter, unterstützt von ihrem Lehrer und Mentor im Westen, Prof. Ulf Hoelscher. Ihre Lehrjahre schließt Franziska Pietsch anschließend an der Juilliard School in New York bei der legendären Geigen-Pädagogin Dorothy DeLay ab. 1992 kehrt Franziska Pietsch nach Deutschland zurück und beschließt, Musik nicht nur aus der Perspektive der Solistin erleben zu wollen, sondern alle Formen des Musizierens intensiv kennen zu lernen, vor allem die großen Meisterwerke der sinfonischen Literatur. So ist sie über zehn Jahre gefragte Konzertmeisterin in renommierten Orchestern wie dem Orchestre Philharmonique du Luxembourg, dem Sinfonieorchester Wuppertal, dem WDR Sinfonieorchester, der Deutschen Oper am Rhein oder der Frankfurter Oper. Parallel dazu konzertiert Franziska Pietsch weiterhin als Solistin in ganz Europa, Amerika und Asien.
2010 beendet sie ihre Konzertmeistertätigkeit und widmet sich nunmehr gänzlich der Kammermusik. Mit der Bratschistin Sophia Reuter und dem Cellisten Johannes Krebs gründet sie das Trio Lirico, das Werke von Max Reger auf CD einspielt. Ein besonderes internationales Kritiker-Echo (u.a. Nominierung für den Preis der Deutschen Schallplattenkritik) rufen die Konzerte und Einspielungen mit dem Pianisten Detlev Eisinger (Sonaten von Grieg, Franck, Prokofiev u.a.) hervor.
Mit dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin unter Leitung von Cristian Măcelaru spielt sie 2017 die beiden Prokofiev-Konzerte ein: „eine Suche nach einer eigenen künstlerischen Identität in einem totalitären Regime.“ Die bei audite erschienene CD begeistert die internationale Kritik. Sie wurde für den International Classic Music Award nominiert und mit dem Vierteljahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet. Ebenfalls mit der im Herbst 2018 veröffentlichten Solo CD mit Werken von Bartok, Ysaye und Prokofiev stellte die Künstlerin einmal mehr ihre große künstlerische Bandbreite unter Beweis und erntete großen Zuspruch von Seiten der Musikkritik.
Im Herbst 2019 stellte sie in einer Aufnahme mit ihrem Trio Lirico Werke von Schnittke, Penderecki und Weinberg vor.
Die Cellistin Hila Karni erhielt ihre erste musikalische Ausbildung bereits im Alter von neun Jahren und startete schon vier Jahre später ihre Karriere und Konzertreisen durch Europa, Kanada und die Vereinigten Staaten als Mitglied ihres ersten Klaviertrios.
Ihre Studien führten sie zu Lehrern wie David Geringas und Bernhard Greenhouse, der Hila Karni als „eine der musikalisch sensibelsten und technisch aufregendsten Cellistinnen ihrer Generation„ bezeichnete. Wertvolle kammermusikalische Einblicke erhielt sie durch Haim Traub und das Alban Berg Quartett.
Im Jahr 2006 gründete sie das Trio Mondrian, das international für seine Interpretationskunst gefeiert wurde und zahlreiche Preise gewann, Beim Bologna Festival 2008 wurde das Trio mit dem Publikumspreis ausgezeichnet und erhielt 2009 das prestigträchtige Borletti-Buitoni-Stipendium in London. Marcello Abbado widmete dem Ensemble ein Werk, das den Titel „Mondrian“ trägt.
Als Gast bei zahlreichen Festivals, darunter die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern, das Schleswig-Holstein Musikfestival, das Stresa Festival, das Kfar Blum Festival und das Ravinia Festival und durch Konzerte im Amsterdamer Concertgebouw, im Athener Konzerthaus Megaron, im Festspielhaus Baden-Baden, im Palais des Beaux Arts in Brüssel und im Wiener Konzerthaus, in der Kölner Philharmonie, der Wigmore Hall in London und der Carnegie Hall in New York erlangte sie internationales Ansehen.
Zu ihren musikalischen Partnern zählen Künstler wie Boris Pergamentschikow, Ralf Gothoni und Nigel Kennedy.
Zwischen 2013 und 2025 lehrte sie Kammermusik an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. Sie gründete die Kammermusikreihe „Prelude Concerts“, die jungen Talenten die Chance bietet mit professionellen Musikern zu arbeiten und aufzutreten.
Seit 2020 ist Hila Karni die Cellistin im renommierten Trio Lirico. Im Februar 2024 veröffentlichte das Ensemble beim Label audite die CD „Treasures“, die Werke von E. Ysaye, Peter Eötvös, Zoltan Kodaly und E.v. Dohnanyi umfasst. Diese Aufnahme wurde von der internationalen Presse hoch gelobt, erhielt den SuperSonic Award und wurde für den Preis der deutschen Schallplattenkritik nominiert. Im Jahr 2023 veröffentlichte sie zusammen mit Franziska Pietsch, der Geigerin des Trios, bei Odradek Records das eindrucksvolle Duo für Violine und Violoncello von Zoltan Kodaly. Im selben Jahr gründete sie mit Franziska Pietsch und dem international renommierten Pianisten Josu de Solaun das Trio Pikaso, das sich schnell einen Namen in der internationalen Kammermusikszene machte.
Atilla Aldemir, geboren 1975 in Istanbul, erhielt seine musikalische Ausbildung am Staatlichen Konservatorium der Mimar Sinan Universität Istanbul. Nach seinem dortigen Abschluss wechselt er 1994 zu Prof. Lukas David an die Hochschule für Musik Detmold. Auf die Künstlerische Reifeprüfung folgten ab 1999 Studien bei Prof. Mintcho Mintchev an der Folkwang Hochschule Essen, wo er 2002 sein Konzertexamen mit Auszeichnung ablegte. Wertvolle künstlerische Impulse gaben ihm zudem Barbara Górzynska und Prof. Matthias Maurer.
Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, nach dem GWK-Förderpreis Musik 1998 in Münster u.a. 2000 den 1. Preis beim Violin-Wettbewerb Istanbul und 2002 den Folkwangpreis. Er war Laureat beim VIII. Int. Vaclav Huml Violin-Wettbewerb Zagreb 2005 und 2006 bekam er einen Sonderpreis beim 25. Int. Rodolfo Lipizer Preis für seine „Leidenschaft für die Musik“ und sein „starkes künstlerisches Temperament“. 2007 wurde er beim XIV. Int. Johannes Brahms Wettbewerb mit dem 2. Preis im Fach Violine sowie mit zwei Sonderpreisen aus- gezeichnet, 2008 bekam er beim Brahms Wettbewerb den 3. Preis in der Sparte Bratsche sowie den Preis für die beste Interpretation eines zeitgenössischen Werkes. 2011 wurde ihm als bester türkischer Interpret eines Streichinstruments der Donizetti Preis zuerkannt.
Konzertreisen führten ihn in zahlreiche europäische Länder, die USA, Israel und Ägypten.
Darüber hinaus konzertierte er als Solist u. a. mit der Camerata Salzburg, dem Orchestre National Bordeaux Aquitaine und dem Opéra Orchestre National Montpellier, den Zagreber Philharmonikern, dem Konzerthaus Kammerorchester Berlin, der Borusan Philharmonie, dem Bilkent Symphonieorchester sowie allen staatlichen Symphonieorchestern der Türkei. Als Solist arbeitete er u.a. mit den Dirigenten Ivan Fischer, Kristjan Järvi, Lawrence Foster zusammen. Zu seinen Kammermusikpartnern gehören neben Itamar Golan u. a. Fazil Say, Polina Leschenko.
Seit April 2017 ist Atilla Aldemir Solo-Bratschist des MDR-Sinfonieorchesters.
Karten
20,00 € regulär, 15,00 € ermäßigt für RentnerInnen, Arbeitslose, StudentInnen und SchülerInnen
Kartenreservierung über das u.a. Formular, telefonisch unter 0341 58615846 oder per Mail: event@gohliserschloesschen.de